Matthias Sikora ist nicht nur Vizepräsident des SV Luftfahrt Ringen. Er verantwortet in seiner Funktion auch den Ligabetrieb und ist aber auch immer noch ein wichtiges Bindeglied zu unseren Sponsoren. Wir konnten ihm in einem angenehmen Gespräch unsere Fragen zum jetzigen Stand des mannschaftlichen Männerringens beim SVL stellen, zu denen wir euch die Antworten nicht vorenthalten wollen:
Welches Saisonziel hat der SVL in der nunmehr eingleisigen Regionalliga?
Bereits vor der Saison und dann auch nach den ersten Kämpfen wurde deutlich, dass die Leistungsdichte der Liga größer als letzte Saison ist, dass sich alle Mannschaften punktuell verstärkt haben und dadurch leistungsmäßig enger zusammengerückt sind. Jede Mannschaft hat das Potential, zumindest auf dem Papier, seine fünf bis sechs Siege zu setzen. Das macht diese eingleisige Liga dieses Jahr sehr interessant. Ich persönlich bin der Meinung, dass sich, bis auf zwei bis maximal drei Ausnahmen, alle Mannschaften gegenseitig einmal besiegen können und es zwischen den Plätzen vier bis neun heiß hergehen wird – hier wird es auf jeden Punkt ankommen. Für unser sehr junges Ligateam wird es, wie auch schon im Vorbericht von Swen Lieberamm analysiert, eine sehr lange, anspruchsvolle und lehrreiche Saison. Wir werden versuchen, das sportliche Niveau der Liga durch Ehrgeiz, Fleiß, Willen und Taktik mitzugehen und zu beweisen, dass man mit eigenem Nachwuchs viel erreichen kann. Mit der Vorhersage einer Platzierung tue ich mich diese Saison sehr schwer. Sollte ich unter Zwang eine nennen müssen, so würde ich auf Platz sechs bis sieben tippen. Hierzu benötigen wir allerdings auch einen verletzungsfreien Kader und eine wöchentliche Bestleistung aller Beteiligten. Jedoch trifft dies ja zum Glück auch immer auf die anderen Mannschaften zu.
Wie haben Swen Lieberamm und Du Eure Rollen definiert?
Wer macht was?
Swen, der mit seinen fast 20 Jahren Ligaerfahrung ein alter Hase im Geschäft ist, bringt diese Saison wahnsinnig viel eigene Erfahrung mit sich wieder nach Berlin, von der alle Beteiligten profitieren können. Es fängt bei der Fähigkeit der sportlichen Analyse der eigenen und fremden Sportler an, die er sich über die Jahre hinweg als Trainer der Männer des SVL und Ligatrainer bei anderen Vereinen angeeignet hat und endet bei der peniblen Planung der Liga im Vorfeld. Meine Hauptaufgabe besteht derzeit darin, so viel wie möglich von ihm zu lernen.
Er übernimmt diese Saison nicht nur den Part des Trainers im Leistungsstützpunkt des SVL, sondern auch einen Großteil der Organisation im Vorfeld. Ich versuche seine Wünsche, Abläufe und Ideen zu verstehen, um ihm nächste Saison diese Organisation abnehmen zu können.
Ich hingegen bin, wie auch schon letztes Jahr, das Bindeglied zwischen Mannschaft und Vorstand und versuche so, Fragen, Anregungen und Anträge direkt und schnell an die entsprechende Stelle zu tragen und eine Entscheidung zu erreichen. Zudem versuche ich, unsere Heimkämpfe gemeinsam mit anderen Instanzen zu organisieren und übernehme die Kommunikation nach außen.
Was hätte anders laufen müssen, damit beim ersten Kampf in Leipzig ein Sieg herausgesprungen wäre?
Mit einem „Hätte, wenn und aber…“ tue ich mich an dieser Stelle schwer. Fakt ist, dass uns nur ein Kampf von einem Sieg trennte. Allein diese Erkenntnis hat uns Zuversicht und Schwung für den nächsten Kampf gegeben. Nichtsdestotrotz müssen wir geschlossen als Mannschaft im Rückkampf vor heimischer Kulisse diese fehlenden sechs Punkte zu unseren Gunsten drehen. Ob es am Ende nur ein hoher Sieg oder mehrere kleinere sind, ist mir an dieser Stelle egal. Die Mannschaft hat das Potential dazu und ich freue mich schon auf den Rückkampf.
Was sagst Du zu den Neuzugängen nach den ersten Kampftagen?
Ferenc hat mich vom ersten Tag an überzeugt. Er ist ein wahnsinnig netter und zuvorkommender Junge, der super in die Altersstruktur der Mannschaft passt und sehr zuverlässig ist. Nach seinem ersten Kampf in Leipzig war uns klar, dass er auch sportlich in diese Liga passt und uns großen Rückhalt im griechisch-römischen Bereich der unteren Gewichtsklassen geben wird. Er ging selbstbewusst in den Kampf gegen den weitaus erfahreneren Polen Sikora und hat ihn am Ende durch Kampfgeist und Willen gewonnen. Ich hoffe, dass wir noch viel mehr von seinem Talent sehen werden.
Ein halber Neuzugang ist Magomed. Er hat uns schon zur DMM der Jugend letztes Jahr gezeigt, dass er ein junger talentierter Ringer ist, der viel Bewegungsgefühl besitzt und mit „Köpfchen“ ringt. Genau das hat er im Kampf gegen Potsdam gezeigt und auch hier freuen wir uns, ihn weiter bei uns in den Reihen ringen zu sehen. Er wird perspektivisch eine wichtige Rolle bei uns in den unteren Gewichtsklassen spielen. Weiter so!
Auch Aaron ist die erste Saison eine Stammkraft der ersten Mannschaft geworden. Durch hervorragende Leistungen bei den Deutschen Meisterschaften und Trainingsfleiß hat er sich bei Swen Lieberamm in die Stammmannschaft gerungen. Diese „neue“ Position als Stammringer füllt er vollends aus. Es gilt nun, weiter an der Konstanz zu arbeiten und sich an das Ringen gegen physisch stärkere Männer zu gewöhnen. Ich bin mir sicher, dass er genau dies machen und perspektivisch nicht mehr aus unserer Mannschaft wegzudenken sein wird.
Willi Wendel hat beim Kampf gegen Julian Gebhard in Markneukirchen gezeigt, dass er ein routinierter Ringer ist, der sich auf den Punkt fokussieren und uns bei Bedarf jederzeit helfen kann und wird. Er gibt uns in den oberen Freistil-Gewichtsklassen mehr Tiefe und Möglichkeiten, auch mal zu rotieren, was bei einer so langen Saison durchaus notwendig ist. Ich denke, dass er jetzt Blut geleckt hat und heiß wie Frittenfett ist, noch einmal zu ringen. Darauf können wir uns alle freuen.
Welche Rolle spielt aus Deiner Sicht das Publikum bei einem so knappen Kampf wie gegen den RCG Potsdam?
Die Unterstützung jedes einzelnen Ringers durch das heimische Publikum ist fundamental wichtig für eine individuelle Leistung, die auch mal über die 100% hinausgehen muss, um den Gegner zu bezwingen. Das Publikum ist gebündelt der elfte Mann am Rand der Matte und kann genau diese entscheidenden 1-3% Leistungssteigerung ausmachen. Gegen Potsdam haben unsere Fans wieder einmal gezeigt, dass sie genau diese Aufgabe umsetzen können. Jeder Ringer, der an diesem Abend auf die Matte ging, wusste, dass nicht nur die Mannschaft hinter ihm steht, sondern noch 50-70 andere.
Wie können die Fans die Mannschaft noch mehr unterstützen?
Das ist schwierig zu sagen. Eines hilft aber auf alle Fälle: zu jedem Heimkampf anwesend sein. Das ist der erste Schritt. Alle weiteren Schritte kommen von ganz alleine, da bin ich mir sicher. Ansonsten einfach bei unserem Ultra-Fan Socke melden. Der kennt immer eine Aufgabe. 😀
Durch die „englische“ Woche stehen an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden gleich zwei Heimkämpfe an. Freust du dich auf dieses Heim-Doppelwochenende?
MS: Die Vorfreude ist auf alle Fälle riesig. Mit Frankfurt und Lugau stehen uns zwei spannende Heimkampf-Kracher ins Haus, bei denen nicht nur die Sportler in Topform sein müssen, sondern auch die Fans. Es wird auf jeden einzelnen Mannschaftspunkt ankommen, um zu gewinnen. Sportlich gesehen werden das zwei spannende und ausgewogene Begegnungen, auf die sich jeder einzelne junge Ringer bei uns freut.
Wir wissen jedoch auch, dass die kommende Woche an unseren Kräften zehren wird. Nicht nur an denen der Sportler, sondern auch an denen derer, die unsere Heimkämpfe planen und ausrichten. Ich möchte mich schon im Voraus bei allen Helfern für ihren Einsatz bedanken und hoffe, dass wir zur Belohnung zwei Heimsiege setzen können.
In diesem Sinne: Ahuuuu und bis Samstag!
Das Interview führten Chris Kobilke und David Müller
Foto: David Müller