Als wir am Morgen des Samstages, dem 01.12., das erste Türchen des Adventskalenders öffneten, wussten wir vermutlich nicht wirklich, was uns erwartete. Genauso erging es unserem Regionalligateam, denn der 1. Luckenwalder SC hat aufgrund seiner zwei Mannschaften und diversen Ergänzungen vor Beginn dieser Saison auch aus Richtung Berlin einen relativ breit aufgestellten Kader. Welche Ringer würde der LSC in unserem Hexenkessel auf die Matte schicken? Die Variationsmöglichkeiten waren bei unserem Trainer Swen Lieberamm und Teamchef Matthias Sikora sicherlich etwas geringer. Duelle gegen den LSC sind immer etwas Besonderes, aber nach Waage und Festlegung der Kämpfe war klar: Drei Mal wird Berlin gegen Berlin ringen.
In der gut gefüllten Halle brachte bereits James Schreiner in 57kg GR gleich im ersten Kampf die Stimmung fast zum Siedepunkt. Er ließ seinem Gegner Kevin Siegert nicht den Hauch einer Chance und belohnt seine extrem starke Leistung mit einer technischen Überlegenheit nach ca. vier Minuten Kampfzeit. Ob es jetzt daran lag, dass er den Zuschauern einfach mehr bieten oder die Gewinner-Zeit auf der Matte ausreizen wollte: Er führte bereits nach zwei Minuten (!) 13:0 und machte den Sack aber nicht gleich im ersten Durchgang zu … und nach einer Pause dreht sich ja auch manchmal so einiges. Hier aber zum Glück nicht und wir starteten mit dem bestmöglichen Ergebnis von vier Mannschaftspunkten. Und James hatte es sich auch so sehr verdient, nach seinen vorherigen ebenfalls starken, aber eher unglücklich verlorenen Kämpfen endlich frenetisch gefeiert zu werden!
Der frisch gebackene Herr Papa Adam Sobieraj war im Schwergewicht 130kg FS gegen den DM-Dritten dieses Jahres und Kadetten-WM-Bronzemedaillengewinner 2014, dem bärenstarken Ilja Matuhin, keinesfalls unausgeschlafen. Mit seiner Schnelligkeit und den eben manchmal wirklich überraschenden und ungewöhnlichen Aktionen brachte er es mit einer wunderbaren 4-Punkte-Wertung zum Halbzeitpfiff zunächst auf ein 4:4 und musste dann aber noch weitere fünf Punkte (teilweise wegen Passivität) abgeben. Damit hielt er das Endergebnis aber kurz und es gingen lediglich zwei Punkte auf das Mannschaftskonto des LSC. Ein gefühlter Sieg – und Ilja Matuhin war auch sichtlich unzufrieden.
Tobias Bock hatte gegen Alexander Röll ca. 6 Kilo Kampfgewicht mehr – was aber leider auch hieß, dass der Kampf in 61kg FS wegen Übergewichts gleich vier Punkte nach Luckenwalde wandern ließ. Das war aber durchaus „eingeplant“, da sich diese Gewichtsklasse nicht anders besetzen ließ. Tobi stellte sich erneut in den Dienst der Mannschaft. Darüber hinaus lieferten sich beide Sportler einen tollen und die Zuschauer begeisternden Kampf. Dieser endete mit 8:8-Wertungspunkten knapp für den Luckenwalder Ringer, der sich kurz vor Schluss noch mit einem Wurf die höchste Wertung holte.
Der Kampf von Aron Fauth in 98kg GR war der deutlich kürzeste des Abends. Er war nach nur einer halben Minute beendet, nachdem Aron in Folge einer Aktion seines Gegners die Luft wegblieb und dieser ihn deshalb wehrlos auf die Schultern legen konnte.
Beim letzten Kampf vor der Pause von Ferenc Kecskemeti gegen Thomas Berger gab es dann ein echtes Feuerwerk. Ferenc, der für das Team eine echte Bereicherung ist und sich bereits in seiner ersten Saison für den SVL tief in die Herzen der Zuschauer gerungen hat. Noch vor dem Halbzeitpfiff konnte er seinen Gegner auf die Schultern bringen – und die Halle jubelte beim Pausenstand von 8:10, welcher alle Möglichkeiten für die zweite Hälfte des Mannschaftskampfes offen ließ.
Willi Wendel hielt dann den auf die Pause folgenden ersten „Berliner Kampf“ gegen den beim SVL groß gewordenen Richard Schröder nicht nur kurz. Nur knapp konnte Richie das Duell zwischen jugendlicher Wildheit und erfahrener Ruhe für sich entscheiden. Wir hätten uns durchaus mehr Aktionen gewünscht – was der erneut in Berlin mit seiner guten Kampfleitung überzeugende Kampfrichter Jörg Jähnichen ebenso sah und deshalb dazu führte, dass die meisten Wertungspunkte in beide Richtungen über nicht „erfolgreiche“ Aktivitätszeiten fielen.
Im nächsten „Berliner Duell“ standen sich anschließend Doa Küksar und das Ehrenmitglied des SVL, Felix Menzel, gegenüber, dem wir auch auf diesem Wege noch mal herzlichst zum Familiennachwuchs gratulieren! Es folgte ein äußerst knapper, intensiver Kampf, bei dem Felix am Schluss fast die Puste ausging. Doa versuchte und versuchte es, aber mit aller Routine holte unser erster Vereins-EM-Sieger (Junioren 2006) mit dem knappen 6:10 zwei Mannschaftspunkte nach Luckenwalde.
Beim Stand von 8:13 waren nun Punkte von Simon Papsdorf in 86kg GR gegen Marcin Kierpiec extrem wichtig. Simon absolvierte einen sehr engagierten, aber eben auch bedachten Kampf, während sein Gegner wirklich keinerlei Aktionismus zeigte und folgerichtig insgesamt drei Wertungspunkte mangels Aktivität abgab. Das brachte das Regionalliga-Team des SVL allerdings mit 10:13 nur knapp wieder in Sichtweite des gegen Luckenwalde angestrebten Sieges in heimischer Halle.
Von daher stand Tim Knobloch (75kg GR) gegen Friedrich Schröder nun schon vor der Aufgabe, unbedingt gewinnen zu müssen. Das dritte „Berliner Duell“ gegen den deutlich jüngeren Friedrich, der nun wirklich kein „klassischer Ringer“ ist, konnte Tim klar für sich gestalten. Friedrich hatte den Kopf oft am Gegner, wurde wegen Negativ-Ringens mehrfach verwarnt und letztlich beim Stand von 9:0 für Tim disqualifiziert. Trotzdem war er mit seiner im klassischen Stil ungewöhnlichen Kampfweise deutlich kein einfacher Opponent, aber der Mannschaftskapitän zog das wirklich souverän durch und blieb jederzeit aktiv am Gegner dran. Ganz ganz starke Nummer, die damit dann auch in der 14:13-Führung des SVL vor dem alles entscheidenden Kampf mündete.
In diesem sah sich Adam Daraev (75kg FS) dem DM-Bronzemedaillengewinner bei den Junioren 2017, Sebastian Nehls, gegenüber. Der Gesamtsieg war greifbar nahe, aber letztlich reichte auch alle Erfahrung, die Adam in seiner Zeit beim RSV Rotation Greiz sammeln konnte, und auch das Anfeuern von Einheizer Socke und allen Zuschauern nicht. Zwischendurch hieß es kurz durchatmen, sowohl für alle „Nicht-auf-der-Matte-Stehenden“ wie auch Sebastian Nehls. Nachdem er bei einer Aktion vermutlich den Fuß von Adam unbeabsichtigt ins Gesicht bekam, war er kurz nicht ansprechbar, kam dann aber erfreulicherweise schnell wieder zu sich und konnte weiterringen. Starker Wille, starker Typ! Letztlich verlor Adam leider ohne einen eigenen Wertungspunkt setzen zu können mit 0:6 und wir damit den gesamten Mannschaftskampf knapper als knapp mit 14:15.
Das Team war sicherlich sehr unglücklich. Man hatte sich viel vorgenommen, den Erfolg greifbar nah, und stand nun quasi mit leeren Händen da. Aber lasst euch sagen: Nein, ihr habt gewonnen: Es war eine großartige Werbung für das Ringen mit knappen, spannenden Kämpfen, einem wahnsinnigen Gesamtverlauf und zwei Teams auf Augenhöhe. Also für alle ein Gewinn. Und mit stolzen Fans, die aufopferungsvolle Kämpfe jedes einzelnen SVL-Ringers gesehen haben!
Macht weiter so am nächsten Samstag auswärts in Lugau – und dann werden wir zusammen einen Auswärtssieg feiern. Alle sind eingeladen, mit ins Erzgebirge zu fahren. Einige wenige Plätze sind im Bus zur gemeinsamen Fahrt mit dem Team noch frei. Meldet euch gerne noch über Mails, Telefon oder Nachrichten via Facebook bei uns an.
Gemeinsam sind wir stärker!!!
Text: Chris Kobilke
Fotos: Oliver Rändchen